Reifen verliert Luft - Druckkontrolle
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Reifen verliert Luft – Was sind die Ursachen und was ist zu tun?

Was tun bei plötzlichem Druckverlust?
Veröffentlicht am 10.02.2024
6 Minuten Lesedauer

Reifendruck niedrig: moderne Autos warnen mit einem schrillen Ton, wenn ein Reifen Luft verliert. Aber auch bei älteren Fahrzeugen macht sich bemerkbar, wenn ein Reifen Luft verliert. Ursachen für Druckverlust bei Autoreifen, die richtige Wartung und vor allem- was bei Druckverlust im Autoreifen zu tun ist.

Warum verliert der Reifen Luft?

Reifen verlieren über die Zeit an Luft. Die Gummimischung des Reifens ist nie zu 100 Prozent dicht, daher gehen in der Regel diffusionsbedingt etwa 0,4 – 0,6 bar im Jahr verloren. Die regelmäßige Überprüfung des Reifendrucks beim Tanken und vor allem vor längeren Fahrten bietet sich an. Denn: zu geringer Luftdruck in den Reifen kann nicht nur gefährlich werden – auch der Spritverbrauch ist höher.

Zu niedriger Luftdruck im Reifen – die Folgen

Zu wenig Luftdruck im Reifen wirkt sich auf drei Ebenen negativ aus:

  1. Fahrsicherheit
  2. Reifenverschleiß
  3. Kraftstoffverbrauch

Reifen mit zu geringem Fülldruck haben in anspruchsvollen Fahrtsituationen – in Kurven und / oder auf nassem Untergrund deutlich weniger Haftung, das Auto gerät deutlich schneller ins Schleudern. Auch der Bremsweg ist bei falsch befüllten Reifen oft länger. Gerade bei längeren Fahrten mit höheren Geschwindigkeiten und höherer Beladung – die klassische Urlaubsreise mit dem eigenen Auto – kann ein Reifen, der über längere Zeit durch schleichenden Druckverlust geschwächt wurde, schneller platzen: Der Wagen ist gerade bei einer hohen Geschwindigkeit dann kaum noch zu kontrollieren, schwere Unfälle sind oft die Folge.

Durch zu geringen Reifendruck wird der Rollwiderstand und damit der Abrieb eines Reifens erhöht. Die Folge: Der Reifen verliert schneller an Profil und muss früher erneuert werden. Ein Minderdruck von 20 Prozent verringert die Laufleistung eines Reifens um bis zu 30 Prozent – eine unnötige Belastung für den Geldbeutel.

Auch der Kraftstoffverbrauch eines Fahrzeugs mit zu niedrigem Reifendruck ist deutlich erhöht: Werden die Herstellerangaben um 0,5 bar unterschritten, werden laut ADAC zusätzlich 0,2 bis 0,4 Liter Kraftstoff auf 100 km verbraucht.

Reifen verliert Luft - Ursachen

Zum einen verliert Reifen je nach Alter und Temperaturschwankungen ganz regulär Luft. Dieser schleichende Druckverlust ist normal, regelmäßiges Messen und Nachfüllen mit Druckluftgeräten, wie sie an Tankstellen vorhanden sind, sollten zur Routine gehören.

Ist der schleichende Druckverlust jedoch deutlich größer als 0,1 bar im Monat, oder tritt plötzlich auf, sollte der Reifen genauer überprüft werden. Die häufigsten Ursachen für plötzlichen Druckverlust:

  • Fremdkörper im Reifen (z.B. Scherben, Nägel oder Schrauben)
  • defektes Ventil (Ventilkappe nicht richtig zugedreht, Fremdkörper oder Staub im Ventil)
  • Haarriss in der Felge

Was tun bei Druckverlust?

Fällt bei den regelmäßigen Kontrollen häufiger Druckverlust auf oder meldet sich das Reifendruckkontrollsystem häufig, gilt es, den Reifen gründlich zu untersuchen. Das häufigste Problem – Fremdkörper im Reifen – lässt sich in der Regel mit bloßem Auge erkennen.

Ansonsten hilft eine Sprühflasche mit Wasser und ein paar Tropfen Spülmittel: Großflächig auf das Reifenventil gesprüht zeigen entstehende Bläschen, dass hier Luft entweicht. Mit einer Hebebühne kann das Prinzip auch auf den ganzen Reifen angewandt werden.

Tipp: Wenn Sand oder Staub ins Ventil gelangt ist und so Luft entweicht: Mit einem Schlüssel oder Schraubenzieher mehrmals kurz ins Ventil drücken. Dabei entweicht stoßweise Luft und bläst den Fremdkörper aus dem Ventil. Danach den Reifen wieder auf den korrekten Druck befüllen.

Wenn der Reifen weiter Luft verliert, hilft meist nur die Kfz-Werkstatt. Zwar sind Flickmittel und Pannensets erhältlich, diese dichten den Reifen aber nur notdürftig für die Fahrt in die nächste Werkstatt ab. Solche Pannensets sind eher als möglicher Ersatz und Ergänzung für ein Reserverad oder Notrad gedacht. Ein so geflickter Reifen kann nicht mehr repariert werden und muss in der Werkstatt ausgetauscht werden.

Reifendruckkontrollsysteme – direkt vs. indirekt

Seit 2014 müssen alle Neuwagen mit einem Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS) (englisch: Tire Pressure Monitoring System / TPMS) ausgestattet sein. Diese überwachen fortlaufend den Luftdruck im Reifen und unterstützen so den Fahrer.

Zwei unterschiedliche Systeme kommen hierbei zum Einsatz:

  • Direkt messende RDKS
  • Indirekt messende RDKS
Reifendruckkontrollleuchte warnt vor niedrigem Reifendruck
Bei leuchtender Reifendruckkontrollleuchte – schleunigst Reifendruck kontrollieren (Foto: MagioreStock / Shutterstock.com)

Direkt messende Reifendruckkontrollsysteme

Direkt messende RDSK haben Druck und Temperatursensoren in jedem Rad. Sie messen den Luftdruck und melden den Reifendruckwert für jedes Rad einzeln. Die Genauigkeit liegt bei 0,1 bar oder darunter. Die Sensorgehäuse liegen auf der Reifeninnenseite im Bereich des Ventils. Die Einheiten ziehen den Strom aus Batterien, die nach fünf bis zehn Jahren gewechselt werden müssen. Sowohl Sommer- als auch Winterreifen müssen über die Sensoren verfügen.

Vorteile:

  • hohe Messgeschwindigkeit und -genauigkeit
  • Messwerte für jedes einzelne Rad
  • kein Anlernen der Sensoren nötig

Nachteile:

  • Batteriewechsel nötig
  • für jedes Rad wird ein Senor benötigt, Mehrkosten von 100 bis 350 Euro bei der Anschaffung eines zweiten Rädersatzes

Indirekt messende Reifendruckkontrollsysteme

Indirekt messende RDKS messen das Abrollverhalten der Reifen anhand der Drehzahl des Reifens und des Schwingungsverhaltens des Reifenmantels. Erkennt das System über die Drehzahlsensoren an den Rädern eine Veränderung des Reifenabrollverhaltens meldet es dem Fahrer einen veränderten Luftdruck.

Vorteile:

  • Keine zusätzlichen Kosten beim Radwechsel, das System muss lediglich per Knopfdruck neu initialisiert werden

Nachteile:

  • Besonders auf den alltäglichen, diffusionsbedingten Druckverlust, der bei allen Rädern gleich auftritt, reagiert das System nur langsam
  • Die Messgenauigkeit ist deutlich geringer als bei direkt messenden Systemen

Indirekt messende Systeme kommen vor allem in Fahrzeugen von Volkswagen (Audi, Seat, Skoda, VW), Citroen, Peugeot, Opel, Fiat, Mazda und Honda zum Einsatz. Auf die direkt messenden RDKS setzen BMW, Ford, Hyundai, Kia, Mercedes, Nissan, Porsche, Toyota und Volvo.

Der richtige Reifendruck

Der richtige Reifenfülldruck variiert je nach Fahrzeughersteller, Reifengröße und Beladung. Die für dein Auto gültigen Angaben findest du – je nach Auto:

  • in der Innenseite des Tankdeckels
  • an der B-Säule bei geöffneter Tür
  • an der Stirnseite der geöffneten Fahrertür
  • im Handschuhfach
  • in der Bedienungsanleitung

Als Richtwert für die meisten Hersteller gilt: 2,0 bis 2,5 bar. Dabei handelt es sich aber um Mindestwerte. Zu niedriger Reifendruck erhöht den Verbrauch enorm, in Europa ließen sich laut ADAC-Experten rund fünf Milliarden Euro jährlich einsparen, wenn alle Fahrzeuge mit optimalem Reifendruck auf der Straße wären.

Den Reifendruck um etwa 0,2 bar über die Herstellerangaben erhöhen, verringert den Spritverbrauch, ohne den Fahrkomfort oder die Sicherheit des Autos zu beeinflussen.

Fazit: Druckverlust im Reifen ist ein Problem – wenn er plötzlich oder häufig auftritt. Regelmäßige Kontrollen sind wichtig

Auch intakte Reifen verlieren diffusionsbedingt an Druck, etwa 0,4 – 0,6 bar pro Jahr. Regelmäßige Kontrollen, besonders vor längeren Fahrten sind wichtig. Der korrekte Reifendruck erhöht die Sicherheit und schont das Portemonnaie. Verliert ein Reifen schneller oder unregelmäßig an Luft, könnten Risse, Löcher oder Fremdkörper im Reifen oder Ventil sein. Reifendruckkontrollsysteme sind seit 2014 bei Neuwagen Pflicht und warnen im Zweifel den Fahrer bei einem Druckverlust.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Was sind Notlauf-Reifen / Run-Flat-Reifen?
Vom Hersteller Bridgestone erfunden, haben Notlauf-Reifen spezielle Gummimischungen und tragen so auch ohne Luft das Gewicht des Autos. Das Auto kann vorrübergehend weiterfahren, die Hersteller garantieren in der Regel eine Reichweite von 80 Kilometern und eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h
Stickstoff / Reifengas für Autoreifen?
Sogenanntes Reifengas mit einem Stickstoffgehalt von etwa 90 Prozent (Luft: 78 Prozent) wird bei Reifenhändlern zu einem Aufpreis von 10 bis 15 Euro in die Reifen gefüllt – mit dem Versprechen: weniger Druckverlust und positive Auswirkungen auf Verschleiß und Kraftstoffverbrauch. Doch in Tests ergibt sich nach mehreren Monaten lediglich ein Unterschied weniger hundertstel bar. Das Versprechen längerer Prüfintervalle kann sogar gefährlich werden, da Reifengas nur einen (minimalen) Effekt auf den diffusionsbedingten Druckverlust hat. Risse oder Löcher werden bei längeren Prüfintervallen möglicherweise erst später entdeckt – ein höheres Unfallrisiko ist die Folge.
Lässt sich ein Autoreifen flicken?
Ein Reifen kann professionell repariert werden, wenn der Schaden frühzeitig entdeckt wurde und der Riss oder das Loch nicht größer als 5 mm ist. Gerade bei Schäden an der Innenseite des Reifens (Schraube in der Seitenwand des Reifens) ist eine Reparatur nicht mehr möglich, genauso wenn der Reifen mit Pannenspray notdürftig geflickt wurde. Bei einer professionellen Reifenreparatur wird der Reifen demontiert und dann neu vulkanisiert. Die Kaltvulkanisation kostet circa 20 bis 30 Euro bei einem klassischen Nagelloch, die Warm- oder Heißvulkanisation rund 40 Euro.
Bei wie viel Bar platzt ein Autoreifen?
Generell lässt sich das nicht beantworten. Der maximale Druck ist auf dem Reifen als „max. pressure psi“ aufgedruckt. Anders als man meinen möchte, steigt das Risiko eines Reifenplatzer jedoch nicht mit zu hohem, sondern mit zu niedrigem Reifendruck
Reifen kaputt – besser alle gleichzeitig wechseln?
Bei Fahrzeugen mit Allradantrieb empfehlen Hersteller alle vier Reifen gleichzeitig zu ersetzen, da Unterschiede in der Profiltiefe das Allradsystem zum Eingreifen bringt und so das System beschädigen könnte. Ansonsten sollten die Reifen auf einer Achse einheitlich sein – ist der rechte Vorderreifen defekt, sollte der linke Vorderreifen auch getauscht werden. Auch hier ist die einheitliche Profiltiefe der Grund.