Reifen in einem Muster gelagert
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Reifen gebraucht kaufen – lohnt sich das?

Schnäppchenjäger sind von gebrauchten Reifen begeistert, Sicherheitsexperten jedoch weniger
Veröffentlicht am 30.11.2022
5 Minuten Lesedauer

Recycling und Second-Hand-Shoppen ist nicht nur umweltfreundlich, sondern aktuell auch total in. Dass man nicht alles gebraucht benutzen soll, ist selbstverständlich, aber wie sieht es mit Autoreifen aus? Während viele Kunden extrem zufrieden mit gebrauchten Reifen sind und von den niedrigen Preisen schwärmen, sind andere eher skeptisch und raten zur Sicherheit davon ab.

Reifen gebraucht kaufen - welche Kriterien sind wichtig?

Wenn man die Preise von gebrauchten und neuen Reifen vergleicht, merkt man schnell, warum das Recyceln sich so viel Beliebtheit erfreut. Gerade bei hochwertigen Exemplaren kann man ordentlich sparen. Die Sicherheit sollte gegenüber eines vermeintlichen Schnäppchens allerdings immer Vorrang haben und an diesem Kriterium scheitern viele Gebrauchtreifen leider. Es gibt keine gesetzlichen Qualitätsstandards, die die Reifen für den privaten Verkauf erfüllen müssen, und häufig auch keine Gewährleistungen oder Rücknahmeverpflichtung für den Verkäufer. Dazu kommt, dass die genaue Qualität eines solchen Reifens ohne das entsprechende Fachwissen oft schwer zu erkennen ist. Ausschlaggebende Hinweise geben allerdings das Profil, das Alter, die Lagerung und der Verschleiß der Reifen.

Woran erkenne ich einen guten gebrauchten Reifen, bei dem sich der Kauf lohnt?

Laut Gesetz reicht die Mindestprofiltiefe von 1,6 mm zwar aus, Experten raten aber stark von dieser ab und empfehlen mindestens 4 – 5 mm Profiltiefe bei gebrauchten Autoreifen, um die nötige Sicherheit zu gewährleisten. Der Reifen sollte auch nicht mehr als 3 Jahre alt sein. Gesetzlich gibt es zwar keine Vorschriften bezüglich der Lebensdauer eines Pneus, Fachleute sind sich jedoch einig, dass nach spätestens 10 Jahren ein neuer Reifen fällig ist. Der ADAC empfiehlt sogar, 6 Jahre nicht zu überschreiten und gebrauchte Reifen, deren Vorgeschichte man nicht kennt, nicht zu kaufen, wenn diese älter als 3 Jahre sind. Das Alter lässt sich der DOT-Nummer am Reifen entnehmen, deren vier letzten Ziffern das Herstellungsdatum des Reifens kodieren. Die ersten beiden Ziffern stehen hierbei für die Woche des Jahres, in der der Pneu produziert wurde, während die letzten beiden Ziffern für das Jahr stehen. Die Ziffern 3105 sagen also aus, dass der Reifen in der 31. Woche des Jahres 2005 hergestellt wurde.

Um die Eignung gebrauchter Reifen zu kontrollieren, solltest du diesen vor dem Kauf auf Verschleißspuren untersuchen. Sollten Kerben, Schnitte oder Verfärbungen im Gummi oder auch Rost oder andere Beschädigungen an der Felge vorhanden sein, raten wir von einem Kauf ab. Eine unregelmäßige Abnutzung des Reifens ist allerdings nicht weiter tragisch, da diese sich bei der Fahrt selber korrigiert – vorausgesetzt, der Reifen wurde korrekt montiert.

Wenn der Reifen eine Unwucht aufweist, kommen zum ursprünglichen Kaufpreis noch die Kosten für eine Auswuchtung hinzu. Die zusätzliche Mühe kannst du dir dann auch sparen und das Geld einfach direkt in neue Reifen investieren.

Als letztes Kriterium solltest du auch die Art der Lagerung in Erfahrung bringen. Wurden die Reifen nämlich nicht trocken, kühl und dunkel gelagert, kann die Qualität auch bei geringer Nutzung sinken. Bei der Aufbewahrung ohne Felge müssen die Reifen zusätzlich auch senkrecht gestellt und regelmäßig gedreht werden.

Auch wenn alle Kriterien erfüllt sind, ist vom Kauf abzuraten, sobald die Reifen häufig und über so viele Kilometer genutzt wurden, dass man sie nicht mehr als ge- sondern verbraucht bezeichnen könnte. Schäden und Gebrauchsspuren müssen nicht unbedingt von Ihnen gesehen werden können, um vorhanden zu sein.

Warum werden Reifen überhaupt gebraucht weiterverkauft?

Wenn die Reifen nach den oben genannten Punkten noch hochwertig sind und guten Gewissens im Straßenverkehr genutzt werden können, spricht eigentlich nichts mehr gegen den Kauf eines gebrauchten Pneus. Du solltest dir jedoch bewusst machen, was einen Verkäufer dazu verleitet, seine benutzen Reifen abzugeben. Häufig gefällt die Optik einfach nicht oder man möchte nach kurzer Zeit lieber doch ein neueres, technisch hochwertigeres Modell haben. Solche noch intakten Reifen sind echte Schnäppchen.

Es kommt aber auch vor, dass der Vorbesitzer die Reifen aus Sicherheitsgründen nicht mehr fahren möchte. Bei Unfallautos mit Totalschaden wird manchmal der Wagen komplett ersetzt. Dann bleibt ein Auto über, dessen Reifen eventuell noch okay aussehen und verkauft werden, jedoch nicht mehr ganz sicher sind.

Von welchen Händlern kaufe ich am besten?

Bei Internetkäufen ist Vorsicht geboten: Auf einem kleinen, eventuell verpixelten Bild kann die Qualität des Reifens kaum erkannt werden und wenn der Händler dann auch noch keine Rückgabe oder Garantie verspricht, solltest du lieber ein anderes Angebot suchen. Besonders lohnt sich ein gebrauchter Reifen bei Markenreifen, denn ein Billigreifen, dessen Qualität von Anfang an fragwürdig ist, wird durch jahrelangen Gebrauch auch nicht besser.

Wichtig ist natürlich auch, dass der Reifen auf dein Auto passt. Auch solltest du sichergehen, dass du den Reifentypen kaufst, den du brauchst. Die Montage wird erleichtert, wenn du Kompletträder kaufst, also Reifen, die bereits auf eine Felge aufgezogen sind.

Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, kauf gebrauchte Reifen am besten nur aus zuverlässiger Quelle, von der du weißt, in welchem Rahmen der Reifen benutzt wurde. Bei Reifen von Freunden oder Vorführfahrzeugen ist die Gefahr niedriger, dass du am Ende mit Pneus dastehst, die deine Erwartungen nicht erfüllt. Eine Prüfung von einem Fachbetrieb ist auch immer eine Möglichkeit und bei einigen Angeboten wurden die Reifen bereits geprüft.