Vergaser mit schwarzen Hintergrund
(Foto: AoedeRelaxin / shutterstock.com)

Vergasermotor: Zum Glück überholt

Geschichten aus der Frühzeit des Autos
Veröffentlicht am 21.11.2022
3 Minuten Lesedauer

Wenn man freitagabends im Stau steht, kann man sich schon mal für ein sehr armes Wesen halten. Dabei haben moderne Autofahrer es so unglaublich gut, dass die ersten Autos heute wie echte Antiquitäten wirken. Mit der Erfindung des Benzinmotors gehörten zumindest die Kohlenfeuer unter den Boilern der Dampfmaschinen der Vergangenheit an, aber wenn das Anlassen des Motors dem Fahrer heute noch die Arme brechen könnte, wären die Ölreserven wohl bei weitem nicht so erschöpft. Und dann ist da noch die Sache mit dem Benzin: Bevor es präzise Einspritzanlagen gab, wurde Treibstoff über einen Vergaser in den Zylinder transportiert. Ein empfindliches Bauteil, das immer wieder für Probleme sorgte. Wie der Vergaser funktioniert und wie man so ein Bauteil pflegt, weiß PKW.de.

Vergaser und empfindliche Kleinteile

Der Vergaser ist immer dem Motor vorgeschaltet. Beim Ansaugtakt wird also frische Luft durch den Vergaser gesaugt. Hierbei passiert sie den Venturi-Tunnel. Dieses kurze Rohr ist in der Mitte leicht verengt. Dadurch strömt die Luft an der engsten Stelle schneller durch das Rohr. Je schneller Luft strömt, desto geringer wird der Luftdruck. Der geringere Luftdruck saugt durch ein dünnes Rohr in der Mitte des Venturi-Tunnels Benzin aus einem Reservoir. Durch Verwirbelungen im Luftstrom wird das Benzin gleichmäßig mit der Luft vermischt. Das Gemisch wird dann, wie auch in modernen Motoren, im Zylinder verbrannt.

So weit, so simpel eigentlich. Um aber den Vergaser steuern und justieren zu können, muss der Benzinstand im Reservoir immer gleich gehalten werden. Dafür wird ein Schwimmer eingesetzt, der mit einem Ventil verbunden ist. Wenn der Benzinstand sinkt, sinkt auch der Schwimmer. Dabei öffnet er das Ventil, Benzin fließt in das Reservoir, der Schwimmer steigt und schließt das Ventil wieder.

Probleme mit dem Vergaser

Was nach eigentlich ganz simplen Prinzipien funktioniert, ist leider ziemlich fehleranfällig und hat einige entscheidende Nachteile. Zum einen funktioniert ein Vergaser nicht, wenn er auf dem Kopf steht oder geneigt wird. Für Rennsportanwendungen war er also nicht wirklich geeignet, und vor allem in Flugzeugen machten Vergaser immer wieder Probleme. Außerdem war Kälte immer wieder ein Problem, denn Benzin wird zäh, wenn die Temperatur auf ein paar Grad unter dem Gefrierpunkt fällt. Motoren mit Vergasern konnten nur über eine Drosselklappe geregelt werden und verbrauchen deswegen eine Menge Benzin. Außerdem kann das Benzin-Luft-Gemisch nicht ganz gleichmäßig im Zylinder verteilt werden, es bleibt immer wieder Benzin im Motor zurück. Unverbranntes Benzin kann das Motoröl verdünnen und den Verschleiß erhöhen.

Vergaser werden auch heute noch eingesetzt

Der Untergang des Vergasers in Automotoren hat also ein paar gute Gründe. Für einige Anwendungen macht diese alte Technologie aber noch Sinn. Kleine Motoren, zum Beispiel in Rasenmähern oder im Modellbau, setzen immer noch auf Vergaser, um Benzin in die Brennkammern zu befördern. Benzineinspritzanlagen sind komplizierte Teile, die die kleinen Motoren viel zu komplex machen würden (Nur am Rande: Auch Rasenmähermotoren brauchen von Zeit zu Zeit einen Ölwechsel). Probleme entstehen unter anderem am Schwimmerventil, an Gummidichtungen und besonders dann, wenn das Benzin im Winter nicht abgelassen wurde.