Strafzettel für ein rotes Auto
(Foto: Africa Studio / shutterstock.com)

Knöllchen anfechten: Was, wenn der Strafzettel unberechtigt ist?

So wehrst du dich gegen unrechtmäßige Bußgelder
Veröffentlicht am 21.11.2022
5 Minuten Lesedauer

Wann hat dir das letzte Mal jemand einen Brief geschrieben, der keine Rechnung enthielt? Wahrscheinlich ist es schon ein Weilchen her. Da freut man sich doch, wenn ein freundlicher Ordnungsbeamter zumindest dem eigenen Auto ein wenig Aufmerksamkeit schenkt. Den Zettel unter der Windschutzscheibe will kaum einer haben, denn meistens bedeutet er, dass es teuer wird. Ob und wie man ein Knöllchen wieder loswerden kann, ohne dafür Geld auszugeben, weiß PKW.de.

Knöllchen anfechten: Dummheit schützt vor Strafe nicht

Warum nennt man den Strafzettel eigentlich Knöllchen? Dieses linguistische Rätsel ist nicht zu 100 Prozent gelöst, aber die wahrscheinlichste Variante ist, dass der Spitzname einfach von der Unbeliebtheit der Nachrichten kommt, die man bei Empfang am liebsten zerknüllen möchte. Aus „knüllen“ soll irgendwann das „Knöllchen“ geworden sein. Eine andere Theorie besagt, dass das Wort vom verniedlichten „Protoköllchen“ kommt.

Wie auch immer man den Strafzettel nennen möchte, schlechte Nachrichten stellt er fast immer dar. Und in den meisten Fällen wird er tatsächlich völlig zu Recht ausgestellt. Du magst ja der Meinung sein, dass man sich „nur mal eben“ für 10 Minuten auf einen Behindertenparkplatz stellen darf, wenn man doch seinen wichtigen Morgenkaffee beim Bäcker genießen möchte, aber tatsächlich bist du da im Unrecht. Wenn du aber tatsächlich glaubst, zu Unrecht beschuldigt worden zu sein, kann sich eine Anfechtung des Strafzettels durchaus lohnen. An dieser Stelle müssen wir, wie immer, wenn es um Rechtsfragen geht, anmerken, dass wir keine Anwälte sind, und darum keine gerichtlich gültige Rechtsberatung anbieten können.

Um ein Knöllchen anzufechten, braucht man Beweise

Damit die Anfechtung Erfolg haben kann, solltest du unbedingt die fragliche Situation dokumentieren, bevor du wieder losfährst. Fotografiere deinen Parkschein unter der Windschutzscheibe und bewahre das Dokument gut auf. Dann machst du Fotos von deinem Auto, auf dem die Ventilkappen zu sehen sind. Die Stellung der Ventilkappen ziehen Ordnungsbeamte nämlich gerne heran, um zu beweisen, dass ein Fahrzeug bewegt wurde. Man muss nur wenige Meter fahren, und schon stehen die Ventile in einer anderen Stellung zueinander. Außerdem solltest du dir eine Argumentation überlegen und entsprechend Beweise sammeln.

Zu schnell gefahren? Wann kannst du das Knöllchen anfechten?

Bei Knöllchen, die durch einen Blitzer entstanden sind, sieht es etwas anders aus. Hier wird es schwierig und vielleicht sogar illegal, die Umstände fotografisch zu dokumentieren. Wer also in einen Blitzer oder eine Radarkontrolle gerät, kann zum einen das Ticket wegen Unvollständigkeit anfechten. Angeblich sind bis zu 30 Prozent aller Verwarngelder wegen Geschwindigkeitsübertretung ungültig, weil die ausstellenden Beamten einen bürokratischen Fehler gemacht haben. Hier kann ein Anwalt helfen. Wann es sogar Punkte in Flensburg gibt, erfährst du hier.

Zum anderen kann auch ein sogenannter „rechtfertigender Notstand“ bestehen. Der relativ komplexe Gesetzestext des 13. Paragraphen der Ordnungswidrigkeitsgesetzes besagt, dass man die Geschwindigkeitsbegrenzung ignorieren darf, wenn die Gefahr für Leib, Leben und Besitz, die dadurch entsteht, kleiner ist als die Gefahr, die durch das zu schnelle Fahren abgewendet wird. Das klingt schwammig, ist aber im Prinzip relativ simpel. Ein Beispiel: Du bist auf dem Weg nach Hause und merkst plötzlich, dass das Tankstellensushi, das du zu Mittag hattest, wahrscheinlich nicht die beste Qualität hatte. Du musst ein Klo finden, und zwar SOFORT. Du jagst also mit 80 Sachen durch die Stadt, um deiner Verdauung zuvorzukommen. In diesem Fall läge kein Notstand vor, denn ein ruinierter Autositz und eine Hose in der Mülltonne sind keine Rechtfertigung für die Gefährdung für Menschenleben. Wenn du aber deine Schwiegermutter zu einem Arzttermin fährst und sie plötzlich Anzeichen eines Schlaganfalls zeigt, dann darfst du schneller fahren als eigentlich erlaubt, wenn dadurch keine anderen Menschen über Gebühr gefährdet werden.

So fechtet man ein Knöllchen an

Um ein Knöllchen anzufechten, solltest du es vor allem nicht bezahlen, denn damit erkennst du die Rechtmäßigkeit des Strafzettels an. Wenn du besonders zuvorkommend sein willst, kannst du schon Einspruch gegen ein Knöllchen erheben, bevor du überhaupt einen Bußgeldbescheid bekommen hast. Dazu setzt du einfach ein Schreiben an die entsprechende Behörde, meist das Ordnungsamt, auf. Darin beschreibst du sachlich und möglichst präzise, wie sich die Sachlage aus deiner Sicht darstellt. Unter Umständen wird das Verfahren an dieser Stelle schon eingestellt. Ansonsten bekommst du in den nächsten Tagen einen Bußgeldbescheid. Gegen den kannst du dann ganz offiziell Einspruch einlegen, der richtige Weg dazu ist im Bußgeldbescheid beschrieben.

Knöllchen anfechten: Bleib professionell

Eines noch: Weder das Ordnungsamt noch die Bußgeldstelle freuen sich, wenn man ihre Zeit verschwendet oder sich ihren Mitarbeitern gegenüber aggressiv verhält. Bleib also ruhig und vor allem bei der Wahrheit. Dann hast du nicht nur die Chance, dein Knöllchen anzufechten, sondern gehst auch mit den besten Voraussetzungen in eventuelle Verhandlungen.